Im Stadttheater Elmshorn finden jedes Jahr Aufführungen von englischen oder US-amerikanischen Schauspielern statt, die in englischer Sprache aus bekannten Büchern Ereignisse präsentieren. Auch am 3. März 2020 nutzten Mitglieder der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville-Pinneberg das Angebot, Tom Sawyer zu erleben. Es war eine großartige und lebendige Aufführung, die wir gerne genossen haben.
Der fantasiereiche Tom, stadtbekannter Lausejunge und Raufbold, lebt in einer fiktiven Kleinstadt am Mississippi bei Tante Polly mit einer molligen Figur, deren Hinterteil besonders amüsierte. Auch hat sie aufgenommen seinen lebhaften und strebhaften Bruder Sid, der ihn mehr als einmal bei der Tante anschwärzt. Tom hat einen Freund Huckleberry Finn. Sie beide hecken immer wieder Streiche aus. Tom liest Bücher über Abenteurer, Piraten und tapfere Helden, die er zu den unglaublichsten Abenteuern umsetzt, von denen Huck sich immer wieder mitreißen lässt.
Einmal beschließen sie gemeinsam mit Joe Harper auf die kleine Insel zu paddeln, was sie glänzend auf der Bühne vormachen, um von dort aus ihre Karriere als wilde Piraten zu starten. Ein anderes Mal gründen sie eine vornehme Räuberbande, die zum Ziel hat, die Reichen zu bestehlen.
An Einfallsreichtum mangelt es ihnen selten. Diesen benötigt gerade Tom sehr oft, wenn er beispielsweise nach einer Schlägerei mit einem anderen Jungen von Tante Polly dazu verdonnert wird, den Zaun vor dem Haus zu streichen. Solch ein Problem löst er damit, dass er sämtliche Jungen der Stadt davon überzeugt, welche Ehre es doch sei, einen solch schönen Zaun streichen zu dürfen und sie es dann auch tatsächlich bewerkstelligen. Dabei fällt auf, dass die Schauspieler mit einem einfachen Bühnenbild sich zufrieden geben, das immer wieder gewechselt wird: zwei Holzzäune, zwei Bänke und eine Tür. Und der rosa Zaun wird einfach umgedreht, so dass er als neu gemalter mit weißen Latten erscheint.
Ein weiterer Höhepunkt im Leben von Thomas Sawyer ist die Ankunft von Richter Thatchers Nichte Becky in St. Petersburg, in die sich Tom verliebt. Becky stimmt sogar einer Verlobung mit Tom zu und dieser ist überglücklich. Doch die Verlobungszeremonie endet für Tom im Desaster, als er unvorsichtig von seiner Verlobung mit Amy Lawrence erzählt.
Für die beiden abenteuerlustigen Jungen wird es kurze Zeit später brenzlig, denn sie geraten in höchste Gefahr, als sie nachts Zeuge des Mordes am Doktor der Stadt auf dem Friedhof werden, was mit raffinierter Beleuchtung und unheimlichen Tönen begleitet wird. Obwohl unschuldig, wird Muff Potter, ein einfacher, naiver Bewohner des Städtchens, vor Gericht gestellt. Bei der anschließenden Gerichtsverhandlung aber überwinden die beiden Freunde ihre Angst und sorgen dafür, dass Potter freigesprochen wird. Doch müssen sie nun die Rache des tatsächlichen Täters, Indianer Joe, fürchten. Erstaunlich bleiben Tom, Huck und Tante Polly immer sie selbst, während die übrigen Schauspieler stets in andere Rollen mit anderer Bekleidung schlüpfen.
Der Zuschauerraum des Theaters war mit Schülern gefüllt, aber auch wir Älteren genossen das Stück: wir waren nicht nur erfreut über die lebendige Darbietung, sondern gleichfalls über die Übung, wieder die englische Sprache in ihren vielfältigen Variationen zu genießen. Wir beendeten den Vormittag mit einem vorzüglichen Frühstück in einem vielfach unbekannten Café in Elmshorn.
Dr. Thomas Palaschewski