Herbert Hoffmann, Pressesprecher der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Pinneberg, über die Faszination USA und Donald Trump
Herr Hoffmann, die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Pinneberg (DAGRP) besteht seit 1984. Seit wann sind Sie selbst dabei und wie kam es dazu?
Herbert Hoffmann: Das weiß ich spontan gar nicht so genau. 1987 war ich das erste Mal mit in Rockville. Damals, zum 30-jährigen Bestehen, muss ich schon Mitglied gewesen sein, darauf wurde damals noch sehr viel Wert gelegt. Im Vorstand bin ich seit mindestens 15 Jahren – und in dieser Zeit immer für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig gewesen. Ich pflege auch den Kontakt zur Stadtverwaltung, den hiesigen Vereinen und Verbänden und mit einigen Partnern in Rockville.
Sie pflegen also schon lange als Mitglied der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft die Freundschaft zwischen Pinneberg und Rockville. Wie oft waren Sie selbst bisher in Amerika? Welches war ihr schönstes, welches das unschönste Erlebnis?
Ich bin schon sehr oft in Amerika gewesen. Im Prinzip habe ich nur positive Erlebnisse gehabt, weil ich Amerika immer als Urlaubsland kennengelernt habe. Es ist ein faszinierendes Land und hat für Touristen viel zu bieten. Jeder träumt doch vom Grand Canyon, der kalifornischen Küste und dem Highway Number One. Ich lebe aber lieber in Deutschland, fühle mich hier wohl und würde niemals aus meiner Heimat wegziehen wollen. Das schönste Erlebnis ist für mich die Freundlichkeit der Amerikaner. Die Deutschen betrachten das oft als Leichtfertigkeit. Das ist aber gar nicht so. Die, die ich bisher kennengelernt habe, sind liebe Menschen, auf die man sich verlassen kann und die auch über viele Jahre hinaus ihre Freundschaften pflegen. Ich habe heute noch Kontakt zu
Menschen, die ich bei meiner ersten Reise 1987 kennengelernt habe – oberflächlich ist das sicher nicht.
Rockville hat 60 000 Einwohner, Pinneberg 40 000. Beide Städte sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich, sie befinden sich nahe den Großstädten Washington D.C. beziehungsweise Hamburg. Was unterscheidet sie?
Was sie auf jeden Fall ganz stark unterscheidet: Rockville ist eine sehr wohlhabende Stadt. Im Gegensatz zu Pinneberg, was ja sehr an seiner Finanzschwäche leidet. Das gibt es in Rockville so gar nicht. Dort haben sich sehr viele interessante Firmen angesiedelt. Und es leben dort viele wohlhabende Menschen, die gut bezahlte Jobs in Washington D.C. haben, Rockville ist eine moderne, aufstrebende Stadt.
Hat sich die Beziehung zu den amerikanischen Mitgliedern im Laufe der Jahre verändert? Gibt es Verflachungen oder sind tiefe Freundschaften entstanden?
Es sind viele Freundschaften entstanden. Es gab zwar im Laufe der Zeit immer mal wieder Verflachungen, aber das konnte auch wieder stabilisiert werden. Was wir aber merken: Rockville hat zwischendurch auch einePartnerschaft mit einer Stadt in China aufgebaut. Und – das ist klar – die wirtschaftlichen Interessen gehen Richtung China. Die ursprüngliche Partnerschaft nach Pinneberg ist dadurch aber nie vernachlässigt worden.
Wenn sie an 60 Jahre Städtepartnerschaft denken: Was war prägend für die vergangenen sechs Jahrzehnte?
Prägend ist erst einmal, dass sie überhaupt 60 Jahre Bestand hat. Es ist immer wieder faszinierend wie viele Menschen sich darum kümmern, dass die Partnerschaft weiter-hin besteht. Auch die dortigen Bürgermeister, die ja im Gegensatz zu Pinneberg alle zwei Jahre neu gewählt werden, haben reges Interesse daran, die Partnerschaft aufrecht zu halten. Genauso die Bürger: Sie wollen Pinneberg kennenlernen. Auch wenn man sieht, mit welchem Engagement – von beiden Seiten – die Vorbereitungen laufen, ist das schön zu sehen und ein prägendes Merkmal unserer Partnerschaft.
Gab es auch schwierige Situationen, in denen die DAGRP in Gefahr war?
Nein. Der Gedanke war nie da, es gab nie den Gedanken, die Gesellschaft aufzulösen. Natürlich gab es Höhen und Tiefen, aber die gibt es überall. Es war nichts dabei, was nicht überwunden werden konnte.
Inwiefern spielt Politik eine Rolle? Ist zum Beispiel das Ergebnis der AfD bei den jüngsten Wahlen Thema? Und der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat
Donald Trump?
Erfrischenderweise: Null. Wir legen größten Wert darauf, dass Politik keine Rolle spielt. Die Freundschaft der Menschen, die Partnerschaft der Städte – das ist was, was entscheidend ist. Abends bei einem Bier redet man zwar schon über das ein oder andere politische Thema. Ich kann mich zum Beispiel gut an die Zeit erinnern, als George Bush Präsident war, und wie es auf das Ende seiner politischen Ära zuging. Da spürte man eine Erleichterung bei einigen Freunden aus Rockville. Aber sonst ist die Politik unwichtig. Das kann man auch bei uns im Vorstand der Gesellschaft sehen: Bernd Hinrichs ist bekannterweise Mitglied der CDU in Pinneberg, ich bin Mitglied der Pinneberger SPD und auch andere werden da ihre Linie haben. Es steht für uns das Wohlergehen der Gesellschaft im Vordergrund.
Danke für das Gespräch.
Interview: Kira Oster
Pinneberger Tageblatt vom 24 März 2016