„Wir kamen als Freunde und gingen als Familie“
Die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Rockville Pinneberg hat ihr 40-jähriges Bestehen – mit Gästen aus den USA und dem Generalkonsul der USA in Hamburg.
Beitrag aus dem Pinneberger Tageblatt vom 27.02.2024 von Bastian Fröhlig
Pinneberg war 1957 ein Vorreiter. Als eine der ersten Städte schloss man sich dem People-to-People-Program von US-Präsident Dwight D. Eisenhower an und wurde Partnerstadt der US-Stadt Rockville. Was zunächst vor allem ein Austausch von Würdenträgern und Politikern war, wurde mit der Gründung der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville Pinneberg (DAGRP) auf ein neues Level gehoben. Der Austausch der Bürger stand plötzlich im Mittelpunkt. Das ist mittlerweile 40 Jahre her.
„40 Jahre sind eine beeindruckende Zeitspanne – ein Zeugnis großartigen ehrenamtlichen Einsatzes vieler“, sagte der aktuelle Präsident der DAGRP anlässlich der Feierstunde im Pinneberger Rathaus, an dem auch Jason Chue, Generalkonsul der USA in Hamburg, teilnahm. „Viele Gruppen haben Pinneberg und Rockville besucht und die Gastfreundschaft in beiden Städten erlebt“, betonte Hinrichs, der dem Verein seit 17 Jahren vorsteht, und stellte klar: „Die erzwungene Pandemie-Pause konnte zwar bereits geplante Austausche unterbinden, nicht aber den Einfallsreichtum, auf anderem Weg in Kontakt zu bleiben.“
Gründungspräsident Prof. Dr. Hartmut Nolte musste kurzfristig passen. Stattdessen sprang Dr. Jürgen Kleinhans ein. Er berichtete von einer Ausstellung, für die die Kunstwerke mit einer Militärmaschine in die USA geflogen wurden und dem Aufstellen der On-Site-Skulptur in Rockville. Seine Bitte zum Abschluss: „Ich kann Herrn Hinrichs nur bitten, dass er sein Ehrenamt mit Gesundheit und Freude weiter ausübt.“
„Damals war die schnellste Kommunikation das Telefon oder die Luftpost. Unter solchen Bedingungen ist die Freundschaft entstanden“, erinnerte Pinnebergs Bürgermeister Thomas Voerste (parteilos). Er war sicher: „Freundschaften wachen nur, wenn man die Zivilgesellschaft zusammenbringt.“ Das mache die DAGRP durch Schüleraustausch, Kontakte der Feuerwehr und viele andere Aktionen. Voerste betonte: „Ich freue mich, in den kommenden Jahren ein Teil der Freundschaftsgeschichte zu werden.“
Ein Gespräch mit seiner Amtskollegin Monique Ashton, Bürgermeisterin von Rockville, sei bereits geplant. Diese sendete ein Videogrußbotschaft. Steven VanGrack, 1985 bis 1987 Bürgermeister in Rockville, war vor Ort und betonte: „Das Konzept People-to-People ist beeindruckend und wunderbar. Es sollte auf der ganzen Welt gelebt werben.“ Mittlerweile zähle er viele Menschen in Pinneberg zu seiner Familie. Sein Fazit: „Wir kamen als Freunde und gingen als Familie.“
Diesen Gedanken griff auch Drew Powell, von 2015 bis 2023 Präsident der der Rockville Sister City Corporation, dem Pendant des Pinneberger Vereins in Rockville, auf: „Pinneberg ist mein zweites Zuhause. Es ist jedes Mal schön, in Pinneberg zu sein. Das Programm gibt Mut. Das Programm gibt Hoffnung. Die Verbindung von Mensch zu Mensch ist das, was zählt.“
„Ich bin kein Politiker, sondern Journalist. Ich kann alles sagen, was ich will“, sagte David Patrician, der den launischen Festvortrag hielt. Er war der erste Austauschschüler zwischen beiden Städten, lebt mittlerweile in Hamburg und arbeitet unter anderem für Delta Radio, ARD, n-tv, das Hamburger Abendblatt und RTL Nord. Pinneberg habe ihn immer begleitet. Aber zunächst betonte er: „Ich liebe die Tempelmann-Familie. Das ist meine zweite Familie. Sie haben mir erlaubt, ein halbes Jahr bei ihnen zu leben.“
Immer wieder sei es um das Thema Pünktlichkeit gegangen. „Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige“, habe er jeden Tag gehört. „Ich habe immer gesagt: Ich bin kein König.“ Zudem scherzte er darüber, dass es um 20 Uhr immer hieß: „Ruhe.“ Da begann und beginnt die Tagesschau in der ARD. „Heute sage ich das zu meiner Tochter“, betonte Patrician. Auf der Kieler Woche habe er seine heutige Frau kennengelernt: „Ich habe People-to-People auf ein neues Level gehoben.“
Doch scherzte er nicht nur, sondern zählte auch viele gemeinsame Probleme auf, verglich die Umfrageerfolge von Donald Trump und der AfD und betonte: „Ich sehe hier viele weiße Haare. Mein Vater hat mir beigebracht, dass es für Weisheit steht. Wir brauchen aber auch junge Leute mit Energie, die den Gedanken des Völkeraustausch leben. Also Handys weg und schleppt die Kinder mit.“ Das People-to-People-Programm biete die Möglichkeit, Freundschaften zu schließen, andere Mentalitäten kennenzulernen: „Und am Ende kann man einfach ein gutes deutsches Bier oder einen amerikanischen Burger genießen.“