Thanksgiving 2024

„Wir müssen mit der Wahl leben“
Pinneberg: Warum die Freundschaft mit Rockvillein den USA jetzt noch wichtiger wird

von Bastian Fröhlig

In den USA wird am 28. November Thanksgiving gefeiert. Die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Rockville-Pinneberg hat das bereits erledigt. Feiern sei seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten um so wichtiger, ist man sich dort sicher.
Kann man trotz der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten noch Thanksgiving feiern? „Ja, wenn nicht jetzt, wann dann?“, stellt Bernd Hinrichs, Präsident der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville-Pinneberg, vor kurzem beim traditionellen Thanksgiving des Vereins im Pinneberger Cap Polonio die Gegenfrage. Die Wahl des Präsidenten ist für ihn – an diesem Abend – kein Thema.
„Politik spielt für unsere Städtepartnerschaft keine Rolle. Das ist in unserer Satzung festgelegt“, betont Hinrichs. Er setze weiter auf die Idee „People to People“. Pinneberg war 1957 ein Vorreiter. Als eine der ersten Städte schloss man sich dem People-to-People-Program des damaligen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower an und wurde Partnerstadt der US-Stadt Rockville. Was zunächst vor allem ein Austausch von Würdenträgern und Politikern war, wurde mit der Gründung der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville-Pinneberg (DAGRP) auf ein neues Level gehoben. Der Austausch der Bürger stand im Mittelpunkt. Hinrichs betont: „Wir pflegen unsere Freundschaften und fühlen uns super, super gut.“

Es komme auf den Austausch der Menschen an

Es sei nicht entscheidend, wie die USA gewählt haben oder wie Deutschland wählen wird. „Wie es bei uns ausgeht, weiß ja auch noch keiner“, sagt Hinrichs und ergänzt: „Auf dieses Feld will ich mich nicht einlassen. Das führt zu nichts.“
Christian Jessen-Klingenberg, mittlerweile Vize-Präsident der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville-Pinneberg, schlägt in die gleiche Kerbe: „Das People-to-People-Program wird mehr denn je gebraucht.“ Gerade in der jetzigen Zeit, in der die USA stark gespalten wirken und auch das Verhältnis zu Europa und Deutschland schwierig sei, komme es auf den Austausch der Menschen an. Jessen-Klingenberg ist überzeugt: „It’s testing time – wie man in den USA sagen würde. Das Programm ist wichtiger denn je. Jetzt wird es auf die Härteprobe gestellt.“
Im Bundesstaat Maryland, in dem Rockville liegt, siegte – anders als am Ende – Kamala Harris. Sie holte 62,8 Prozent der Stimmen, Donald Trump 34,7 Prozent. „Die Menschen nennen Maryland auch ,The peoples republic of Maryland‘. Man ist dort sehr liberal, und liberal meint in den USA nicht neoliberal wie bei uns, sondern eher links“, erläutert Jessen-Klingenberg. Das habe er mit seiner Frau Katharina selbst erlebt. Sechs Jahre lang lebte das Lehrerehepaar in den USA und unterrichtete an der Richard Montgomery High School in Pinnebergs Partnerstadt.
Maryland und die Stadt Rockville seien in der Hand der Demokraten, sagt Jessen-Klingenberg: „Da macht keiner Wahlkampf. Da kommt keiner hin. Da passiert nix. Die Post geht nur in den Swing States ab“, sagt er aus eigener Erfahrung. Für ihn ist klar: „Wir müssen mit der Wahl von Donald Trump leben – wie unsere Freunde in Rockville.“

Erschienen im Pinneberger Tageblatt am 28.11.2024